Kassel ist ein außergewöhnlicher Museumsstandort für eine relativ kleine und in den meisten Epochen seiner Geschichte wirtschaftlich nicht besonders erfolgreiche Stadt. Dank der kulturellen Ambitionen und des Repräsentationsbedürfnisses zunächst seiner Fürsten und später zunehmend auch seines Bürgertums hatte Kassel trotz aller Beschränkungen über einen Zeitraum von rund 250 Jahren an der Ausbildung der Institution Museum einen häufig überregional maßgeblichen Anteil.

Johann Carl Müller und Gotthelf Wilhelm Weise nach Simon Louis du Ry, Fassade des Museum Fridericianum, Kupferstich (aus: „Plans et vue perspective du Musée de Cassel“, Kassel 1784).
Auf diese Weise ist eine weit in die Vergangenheit zurückreichende, an vorbildlichen Lösungen reiche und inhaltlich breitgefächerte Museumslandschaft entstanden, in der sich charakteristische Beispiele für beinahe jede Epoche der Museumsgeschichte finden lassen. In der hier vorgestellten Auswahl wird dieses Spektrum anhand von zehn exemplarischen Stationen nachgezeichnet, die einen Bogen spannen von der ‚Geburtsstunde‘ des öffentlichen Museums in der Mitte des 18. Jahrhunderts über die Ausdifferenzierung der Institution im 19. Jahrhundert bis zur Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg. Insgesamt entsteht ein Panorama der Geschichte des Museums im Brennglas eines einzigen und kompakten Schauplatzes, der zugleich immer wieder in den weiteren europäischen Kontext der Institution eingeordnet wird.
Die Zusammenfassungen des aktuellen Forschungsstandes und die Recherche der Bildquellen, mit deren Hilfe die zehn Stationen der Kasseler Museumsgeschichte hier vorgestellt werden, sind von Studierenden des Studiengangs Kunstwissenschaft an der Kunsthochschule der Universität Kassel in zwei aufeinander aufbauenden Projektseminaren im Sommersemester 2012 und im Wintersemester 2012/13 unter der Leitung von Prof. Dr. Alexis Joachimides erarbeitet worden.

Eingangsseite der im Zweiten Weltkrieg zerstörten früheren Gemäldegalerie (jetzt Neue Galerie), Aufnahme nach 1943.
Nicht zuletzt durch die kollegiale Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel konnte das Projekt eine greifbare Gestalt annehmen. Das vorläufige Ergebnis ist als Ausgangspunkt für ein sich ständig erweiterndes Forum zur Geschichte des Museumswesens in Kassel zu verstehen, das in Zukunft durch vertiefende und ergänzende Beiträge zu einer umfassenden Plattform museumsgeschichtlicher Forschung ausgebaut werden soll.
Kassel, Juli 2013
Neuerscheinungen von Forschungsliteratur und technische Veränderungen haben dazu geführt, dass die Website „Museumsgeschichte in Kassel“ zwei Jahre nach ihrer ersten Freischaltung aktualisiert werden musste. Für den Beitrag von Stefanie Heraeus, der jetzt den Abschnitt über die Kasseler Gemäldegalerie Wilhelm VIII. ergänzt und vertieft, möchte ich mich bei der Autorin ganz besonders bedanken. Die anfangs erhoffte Entwicklung der Website zu einer Plattform museumsgeschichtlicher Forschung nimmt damit erstmals konkrete Gestalt an.
Kassel, Juli 2015
Prof. Dr. Alexis Joachimides